The Flaming Lips, Tempodrom, 05.06.25
Es gibt die Bands, von denen man weiß, dass man sie bedauerlicher nie live sehen wird (The Clash) und es gibt die, von denen man es glaubt bis sie plötzlich da sind. Als wäre nichts gewesen. Manchmal braucht es dafür einen Anlass. Im Fall der Flaming Lips ist dies der 20. Jahrestag der Veröffentlichung ihres wegweisenden Albums "Yoshimi Battles The Pink Robots". Wobei die Platte eigentlich schon 2002 erschien. Sei's drum - vielleicht touren sie ja bereits unbemerkt seit drei Jahren. Oder sie haben es nicht so mit Zahlen. YBTPR stellt zusammen mit "The Soft Bulletin" vermutlich das Hauptwerk der Flaming Lips dar; eine Platte, von der man nicht weiß, ob sie live aufführbar ist. Und um es kurz zu machen: sie ist es - und wie! Es scheint, als sei das ausverkaufte Metropol an diesem Abends das Innere des Albums. Sie sind alle gekommen: die rosa Roboter, Yoshimi, die sprechenden Augen, die halbvergnügten Aliens und natürlich der unverwüstliche Wayne Coyne - der einzige Mann, dem Locken stehen. Das Konzert findet in zwei Abschnitten statt: Teil eins gehört dem Album, das chronologisch dargeboten wird, Teil zwei (nach einer kurzen Pause, es sind eben auch etwas ältere Menschen im Saal und auf der Bühne) wird eine Art best-of-show. All dies ist ein ganz großer Spaß! Es ist ein Konzert, das komplett aus dem Rahmen fällt. Gefühlt ist jeder Song eine Hymne, jede der überbordenden, scheppernden Melodien sitzt, die Bühnenshow als opulent zu bezeichnen, wäre Tiefstapelei - es ist die Flaming-Lips-Liga und das schönste dabei ist zweifellos die Liebe, die die Band ihren eigenen, meist etwas seltsamen, Schöpfungen entgegen bringt. Nicht nur die Musik führt ein begeisterndes Eigenleben, die überdimensionalen Figuren tun dies auch (so braucht es z.B. einen kräftigen Roadie, um einen der gut fünf Meter hohen Ausserirdischen von der Bühne zu bekommen). Das Publikum wird derweil aus diversen Konfettikanonen beschossen und in psychodelische Lichtspiele getaucht. Nichts davon ist Selbstzweck, alles untersteht der großartigen Musik der Flaming Lips. Zwar vermag es auch Wayne Coyne nicht über's Wasser zu gehen, aber das ist auch völlig unnötig, schließlich hat er diese aufblasbare transparente Kugel, in deren Inneren er über seine Fans wandeln kann um sie bestens gelaunt zu fragen: Do you realize that everyone you know someday will die? Ja, klar - spielt an diesem Abend aber absolut keine Rolle.