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Schwund, Schokoladen, 04.09.25

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Viel weiß man nicht, über den Mann der Schwund ist. Keine Auskunft auf Bandcamp, keine Homepage  und bei Instagram heißt es schlicht "Synthpunk aus Berlin". Die Musik vertreibt das ebenfalls in Berlin ansäßige Kassettenlabel "Flennen" in kleiner Stückzahl (vier von fünf Veröffentlichungen sind auf Bandcamp ausverkauft). Es blubbert, stampft und fiept gehörig, zumindest wenn die, auf den Laien recht komplex wirkende Technik mitspielt (was an diesem Abend nicht durchgängig der Fall ist). Zudem hört man sich vorher besser die Texte an, denn die sind ziemlich unterhaltsam, live im Schokoladen jedoch leider nur schwer zu verstehen. "Aldi, Aldi, Garibaldi - gönn's Dir, Tiger" - machen wir gern wieder! Schwund: Das Modell

J Mahon, Rough Trade, 25.07.25

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J Mahon stellt im Rough Trade sein zweites Album vor. "Begin Again, Again" heißt es und kommt komplett zur Aufführung. Wie das bei Auftritten in Plattenläden so ist, zahlt man keinen Eintritt, kauft aber fairerweise - und in diesem Fall auch ausgesprochen gerne - das Album. J Mahon scheint anfangs etwas nervös, vielleicht wegen der Nähe zu seinen Gästen - von Publikum zu sprechen wäre ob der doch recht intimen Atmosphäre dann irgendwie überzogen -, wirkt dann aber von Song zu Song entspannter. Ein schöner Abend, again. J Mahon: The One Thing Remains  

Socke, Half Darling, Seggs Tape, Kastanienkeller, 05.07.25

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Socke wegen steigen wir hinab in der Kastanienkeller. Passt alles - auch das die knapp 30 Zuschauer den Bandnamen skandieren, allerdings erst, nachdem sich einige von ihnen bei der Band erkundigt haben, wie diese heißt. Socke kommen - nach Eigenauskunft - aus einem Heidelberger Autohaus und legen sich mächtig und gekonnt ins Zeug. Später gibt es noch Half Darling aus Wien sowie ein fulminantes high speed set von Seggs Tape aus Madrid. Irgendwann dann in der Nacht, steigen alle die vor oder auf der Bühne standen, beseelt wieder zur Kastanienallee empor. Socke Half Darling Seggs Tape Socke: Friedrich Scherz

Morrissey, Tempodrom, 27.06.25

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Morrissey kommt tatsächlich! Auftritte in Skandinavien waren wenige Tage zuvor kurzfristig abgesagt worden und auch in Berlin hatte er seine Anhängerschaft bereits vor einigen Jahren einmal sitzen lassen. Sei's drum! Egal! Vergeben und vergessen! Denn diesmal ist er da! Bestens bei Stimme, gut gelaunt launisch, humorvoll, zugewandt und mit einer Energie, die keinerlei Schwankungen kennt (auch da war gelegentlich anderes zu hören gewesen). Natürlich sind die Lieder, die er vorträgt großartig und selbstverständlich gibt es nicht den Anflug eines Zweifels daran, dass dieser Abend von kaum zu überschätzender Bedeutung für all jene ist, die in Morrissey mehr als einen Songschreiber und Entertainer auf höchstem Niveau sehen. Es ist von beeindruckender Selbstverständlichkeit, mit welcher Leichtigkeit er den, wohl teilweise entgrenzten, Erwartungen des Publikums gerecht wird. Denn das ihm dies gelingt, beweisen all die vollkommen euphorisierten Menschen, die aus dem Tempodrom an diesem Abe...

The Flaming Lips, Tempodrom, 05.06.25

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Es gibt die Bands, von denen man weiß, dass man sie bedauerlicher nie live sehen wird (The Clash) und es gibt die, von denen man es glaubt bis sie plötzlich da sind. Als wäre nichts gewesen. Manchmal braucht es dafür einen Anlass. Im Fall der Flaming Lips ist dies der 20. Jahrestag der Veröffentlichung ihres wegweisenden Albums "Yoshimi Battles The Pink Robots". Wobei die Platte eigentlich schon 2002 erschien. Sei's drum - vielleicht touren sie ja bereits unbemerkt seit drei Jahren. Oder sie haben es nicht so mit Zahlen. YBTPR stellt zusammen mit "The Soft Bulletin" vermutlich das Hauptwerk der Flaming Lips  dar; eine Platte, von der man nicht weiß, ob sie live aufführbar ist. Und um es kurz zu machen: sie ist es - und wie! Es scheint, als sei das ausverkaufte Metropol an diesem Abends das Innere des Albums. Sie sind alle gekommen: die rosa Roboter, Yoshimi, die sprechenden Augen, die halbvergnügten Aliens und natürlich der unverwüstliche Wayne Coyne - der einzi...

Dummy, Badehaus, 20.05.25

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Gelegentlich ist etwas Geduld an diesem Abend von Vorteil: ein Korg EM1  in Vollauslastung, eine Wall of MBV-esque Sounds und eine Lightshow, die sämtliche Konturen auf der Bühne verwischt, machen aus dem Auftritt von Dummy zielgenau das „Avant-Pop-Spektakel“, das der Band aus LA auf Seiten wie Stereogum oder Pitchfork zugeschrieben wird. Nur belassen es Dummy nicht bei kreativen Eruptionen der geschilderten Art, sondern finden stets - und mitunter schnell - in einen äußerst eingängigen Pop-Modus zurück, der in seiner treibenden, gradlinigen Art an frühere Stereolab-Alben erinnert. Nachdem die Band ihr Debüt Mandatory Enjoyment geschlagene zwei Jahre lang betourte, kam mit Free Engery 2024 zwar nicht der große Durchbruch, aber dennoch war die Platte für viele, die gerne mal einen gepflegten Loop mehr hören, eines der Alben des Jahres.   Und von eben jenen sind an diesem Abend genug erschienen, um das Badehaus ausverkauft wirken zu lassen. So ist dieses Konzert am Ende auch m...

Jetstream Pony, Loge, 26.04.2025

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Jetstream Pony sind eigentlich so eine Art Superband: Sängerin Beth Arzy war einst bei den Trembling Blues Stars, Bassistin Kerry Boettcher bei Turbocat und Gitarrist Shaun Charman gar bei The Wedding Present. Von dem vermeintlichen Superband-Status ist bei dem Keller-Gig im Friedrichshain nichts zu spüren. Die Bühne ist klein, davor stehen ca. 30 Leute und in der Luft liegt ein Hauch von Mörtel. Beth Arzy klagt - auf die Fritz Cola in ihrer Hand angesprochen - über Kopfschmerzen, was am Vorabend in Kassel liegt. Dessen ungeachtet spielen Jetstream Pony das perfekte Post-Punk-Indie-Pop-Konzert: schönste Melodien, fabelhafter Gesang und immer wieder die sägende David-Gedge-Gedächtnis-Gitarre. Alles hart an der Grenze zu dem, was in manchen Foren (wohlwollend) als "schrammelig" bezeichnet wird. Und all dies von hoher musikalischer Güte - eigentlich kann man froh sein, die Band so "für sich" zu haben und muss hoffen, dass der Superband-Status sich nicht weiter rumspric...